Vom 10.-11. Februar 2014 veranstaltete der AK Umweltpolitik/Global Change an der FU Berlin eine offene Tagung zum Thema „Globaler Wandel und Macht“. Die Tagung widmete sich Macht in umweltpolitischen Wandlungsprozessen – einerseits im Sinne von Herrschaftsverhältnissen und der Kritik daran (power over), andererseits aber auch im Sinne eines positiven Verständnisses: als Empowerment (power to) und als Macht, Wandel anzustoßen und gesellschaftliche Nachhaltigkeits- und Transformationsziele anzustreben (power with).
Neben den inhaltlichen Debatten war das Selbstverständnis der deutschen Umweltpolitik/Global Change-Community ein wichtiges Element der Tagung. Eine Plenumssitzung widmete sich dem Thema „Situation und Zukunft der Umweltpolitikforschung in Deutschland“. Die Diskussion wurde eingeleitet mit kritischen Impulsreferaten von Udo E. Simonis (Wissenschaftszentrum Berlin) (>Download) und Klaus Jacob (Forschungszentrum für Umweltpolitik, FU Berlin). Ein Befund der Debatte war, dass die Umweltpolitikforschung sehr erfolgreich ist im Hinblick auf ihre akademischen Outputs, dass jedoch ihr Einfluss auf Umwelt- und Forschungspolitik eher gering ist. Wünschenswert wäre es hier, eine bessere Außenwirkung zu erzielen.
Gefordert wurde außerdem eine stärkere Institutionalisierung von Umweltpolitik-Forschung an den deutschen Universitäten, insbesondere durch die Einrichtung weiterer Lehrstühle, um im bestehenden Patchwork aus anerkannter, gleichwohl aber segmentierter Forschung weitere Orientierungspunkte zu schaffen. Zudem sollte die Rolle der Politik- und Sozialwissenschaften in den stetig zunehmenden inter- und transdisziplinären Umweltforschungsprogrammen gestärkt werden, gerade auch hinsichtlich der Problemdefinition und der Festlegung von Forschungsfragen. Eine solche Stärkung könnte auch dazu dienen die Sichtbarkeit und Politikrelevanz der politikwissenschaftlichen Beiträge zu erhöhen.
Auf der Tagung mit über 60 Teilnehmenden wurden rund 40 Papiere diskutiert, u.a. zu den Themen „Institutionen und Ebenen der Macht“, „Macht in Gruppen, Netzwerken und Stakeholder-Prozessen“, „Macht durch Wissen und Diskurs“, „Eco-Gouvernementalität“ sowie „Macht und Widerstand“. Empirisch befassten sich die Papiere mit einer Vielzahl von aktueller und dringender umweltpolitischer Themen, wie externen Effekten der EU-Umwelt- und Energiepolitik, der Atomausstiegsdebatte, Biodiversitätspolitik, Klimapolitik und Klima-Geoengineering, Küstenschutz und Landnutzungspolitik. Das Tagungsprogramm ist hier abrufbar.
Die übergreifenden Leitfragen unserer Diskussionen waren: 1. Was ist Macht und wie lässt sie sich in der Umweltpolitik fassen? 2. Wie hängen Macht und Wandel zusammen, und wie stellt sich dieser Zusammenhang in unterschiedlichen umweltpolitisch relevanten Sektoren (Handel, Landwirtschaft, Verkehr, Klima usw.) dar? 3. Wie lassen sich Macht und Leadership in der Umweltpolitik legitimieren?
Die Vorträge und Diskussionen drehten sich um die Beziehungen zwischen Umweltpolitik und Macht sowie verwandten Begriffen, wie Herrschaft, Einfluss, Leadership und Empowerment. Dabei wurde der klassische strukturelle Machtbegriff in fruchtbarer Weise um konstruktivistische und diskursanalytische Elemente ergänzt, etwa zur Frage des Innen-Außen-Verhältnisses von Gesellschaft und Umwelt.
Insgesamt war die Tagung in jeder Hinsicht ein großer Erfolg. Das Thema Umweltpolitik hat in der Forschungslandschaft eine große und weiter zunehmende Relevanz und Anziehungskraft, was sich auch an der großen Zahl der Nachwuchswissenschaftler/innen auf der Tagung zeigte. Als Output der Tagung ist eine Publikation geplant. Zu diesem Zweck hat der Sprecher/innen? kreis eine Bewerbung für das PVS-Sonderheft 2016 zum Thema „Globaler Wandel und Macht“ eingereicht.
Download Beitrag Prof. Udo E. Simonis zum „Stand der umweltpolitischen Forschung in Deutschland“