CfP: „Im Namen der Sicherheit! Umweltpolitik im Spannungsfeld von Sicherheit, Resilienz und Geopolitik“

Call for Papers des AK Umweltpolitik/Global Change (DVPW):

Panels am Freitag, 25. September 2015, Frist 15.2.2015.

DVPW-Kongress „Vorsicht Sicherheit! Legitimationsprobleme der Ordnung von Freiheit“
an der Universität Duisburg-Essen

Schon seit den späten 80er und frühen 90er Jahren gab es Versuche, Umweltpolitik durch die Konstruktion einer Sicherheitsbedrohung zu legitimieren. 2007 wurde lautstark vor Klimaflüchtlingen und Klimakriegen gewarnt, sogar Ban Ki Moon stimmte in den Chorus ein und bezeichnete Darfur (umstrittenerweise) als Klimakrieg. Gewaltkonflikten soll dann durch eine ambitionierte Klima- und Umweltpolitik vorgebeugt werden. Im gleichen Atemzug gab es allerdings auch Versuche, Verteidigungs- und Rüstungsvorhaben im Namen der Umweltpolitik zu legitimieren. So wurden z.B. im Europaparlament für schnelle Einsätze nach klimabedingten Extremwetterereignissen Transportflugzeuge verlangt, die jedoch schon seit Jahren auch für andere Zwecke gefordert wurden. In den letzten Jahren hat die Debatte um Umweltsicherheit eine neue Wendung genommen. Zum einen werden Umweltprobleme vermehrt als unberechenbar und unvermeidbar dargestellt. Eine Sichtweise, die dem Konzept von Resilienz zum Durchbruch verholfen hat. Zum anderen wurde die Umwelt- und Klimapolitik vermehrt von geopolitischen Erwägungen überlagert. Energiesicherheit bestimmte die Chancen erneuerbarer Energien mehr als klimapolitische Überlegungen. Zu diesen beiden Aspekten der Umweltsicherheitsdebatte soll auf dem Kongress je ein Panel durchgeführt werden.

Panel 1: Von Sicherheit zu Resilienz?

In den letzten zwanzig Jahren hat es bei aller Kontinuität auch größere Brüche im Diskurs um Umweltsicherheit gegeben. Es hat sich nicht nur die Gefahrenkonstruktion (der Umwelt) gewandelt, sondern auch die als legitim begriffenen Praktiken des Sicherns. In den 80er und 90er Jahren schien das Raumschiff Erde kalkulierbar, steuerbar und beherrschbar. Die dominante Praktik des Sicherns war das Umweltmanagement, basierend auf Earth System Sciences, die „sichere“ Korridore z.B. für Treibhausgasemissionen berechnen konnten. In den 2000er Jahren hat sich allerdings eine neue Sicht breit gemacht, die „gefährliche“ Umweltveränderungen in vielen Bereichen für unvermeidbar hält. Die Umwelt wird inzwischen gern als „Umweltterror“ bezeichnet, da es zu plötzlichen, irreversiblen und katastrophalen Umschlagpunkten kommen kann. Im Angesicht von Unsicherheit hilft nur noch die bestmögliche Vorbereitung auf ein breites Spektrum möglicher Umwelt-„Attacken“. Das neue Leitmotiv der Umweltpolitik heißt daher oft Resilienz. Resilienz beschreibt die Fähigkeit eines sozialen oder ökologischen Systems, einen Schock zu überleben und seine zentralen Funktionen zu erhalten. In einem Panel zum Thema „Von Sicherheit zu Resilienz?“ wollen wir anhand konkreter Fallstudien diskutieren, wie sich die Versicherheitlichung von Umweltproblemen auf ihre politische Bearbeitung auswirkt. Inwiefern hat sich die Gefahrenkonstruktion von Umweltproblemen tatsächlich in Richtung Unsicherheit verschoben? Welche Praktiken werden im Namen der Sicherheit eingeführt? Welche Veränderungen lassen sich in ganz konkreten Politikfeldern ausmachen? Wie sind diese zu bewerten – kann man überhaupt gegen Sicherheit und Resilienz sein? Wie verhalten sich Umweltsicherheit, Nachhaltigkeit und Resilienz zueinander?

Panel 2: Von der Umweltpolitik zur Geopolitik?

Die Debatte um Umweltsicherheit hat eindeutig auch eine geopolitische Dimension. Längst hängen Investitionen in erneuerbare Energien mehr von der geopolitischen Situation in Osteuropa als von klimapolitischen Erwägungen an. Die Ukraine-Krise hat gezeigt, wie sich Diskurse von militärischer Sicherheit, Energiesicherheit und Klimasicherheit überlagern. Lässt der Klimawandel das Eis über der Arktis schmelzen, so entfalten sich Konfliktlinien über Hoheitsrechte auf hoher See und Besitzrechte an Rohstoffen. Der Anbau von Agrarkraftstoffen führt zu Konflikten über Landrechte (Land Grabbing) und Landnutzung, die deutlich komplexer verlaufen, als nur ein Nord-Süd-Konflikt zu sein. Das Panel „Von der Umweltpolitik zur Geopolitik?“ fragt anhand konkreter Fallstudien danach, wie Umweltpolitik, Energiepolitik und Verteilungsfragen zusammen hängen: Wie lässt sich die geopolitische Dimension der Umweltpolitik erforschen? Welchen Nutzen stiften Konzepte der Politischen Ökologie in der Beschreibung der Verbindung von Energie- und Umweltkonflikten? Brauchen wir ein neues Konzept von „Raum“ in der Politikwissenschaft und wenn ja, welches eignet sich? Welche Rolle spielen Diskurse von Energiesicherheit bei der Gestaltung von Klimapolitik?

Geplant sind zwei Panels mit 3-4 Papieren. Wir erbitten hierfür Vorschläge für einzelne Papiere in Form eines Abstracts von max. 300 Wörtern bis 15. Februar 2015 an intgov@uni-muenster.de.

Organisation: Markus Lederer (Universität Münster), Angela Oels (Fernuniversität Hagen) und Lena Partzsch (Universität Freiburg) für den AK Umweltpolitik/Global Change.